Kunststoff Lexikon Vorläufer

1870: Celluloid

Legendärer Anstoß für die Entwicklung des Celluloids war ein Preisausschreiben, bei dem ein neuer Werkstoff gesucht wurde, der das teure Elfenbein der Billardkugeln ersetzen sollte.

John Wesley Hyatt gewann zwar nicht die ausgeschriebene, damals stolze Summe von 10.000$, doch seine Untersuchungen führten zur Geburtsstunde des Celluloids. 1870 wurde sein Herstellungsverfahren patentiert. Aus nitrierter Cellulose, wegen ihrer Entzündlichkeit auch Schießbaumwolle genannt, und Kampfer entstand unter Hitze und Druck eine plastisch formbare Masse: das Celluloid.

Seinerzeit war es eine Revolution und auch aus heutiger Sicht besticht das Material immer noch durch seine Schönheit. Das an sich farblose Celluloid nimmt zart lasierende Farben ebenso bereitwillig an wie kräftige, satte Töne und erlaubt wie kein anderer Werkstoff eine Vielzahl von Maserungen und Strukturen. Zudem lässt es sich hervorragend handwerklich bearbeiten und kann in heißem Wasser erwärmt einfach verformt werden: ein ideales Ausgangsmaterial für dekorative Manufakturware wie Kämme, Accessoires, Schälchen, Toilettenartikel, Brillengestelle, Billardkugel oder bügelfreie und abwaschbare Hemdkrägen. Es hatte allerdings den schweren Nachteil, sich leicht zu entzünden und dann sehr heftig zu brennen. Aus diesem Grund ist Celluloid bald von moderneren Kunststoffen verdrängt worden.