Kunststoff Textbeiträge

Kunststoffe im Breiten- und Leistungssport

Sportive Freizeit

Inline-Skates, USA 1994, Verschiedene Kunststoffe
Inline-Skates, USA 1994, Verschiedene Kunststoffe

Wir alle haben immer mehr Freizeit. Einen großen Teil dieser Zeit verbringen wir mit Sport. Wann und wo immer Menschen zusammenkommen, um sich sportlich zu betätigen, ob beim Jogging durch Wald und Flur oder beim Skilanglauf, beim Kinderturnfest oder bei Olympischen Spielen, beim Surfvergnügen oder bei der Fußballweltmeisterschaft: Kunststoffe spielen im Sport eine immer bedeutendere Rolle. Sie haben maßgeblich zu einer Bereicherung der freizeitlichen Erlebniswelt beigetragen.

Vaters Turnschuh ist „out“

Seit einigen Jahrzehnten hat der Einsatz von Kunststoffen im Sportartikelbereich zu einer wahrhaften Revolution in fast allen Sportarten geführt. Herkömmliche Materialien wurden durch synthetische Werkstoffe abgelöst. Das brachte eine Optimierung der sportlichen Leistungsergebnisse mit sich und eine Reduzierung der Verletzungsgefahren. So tritt z. B. der Knöchelbruch - bis in die Sechziger eine „klassische“ Skiverletzung - gar nicht mehr auf. Jeder Langläufer, der seine ersten Gehversuche in der Loipe noch auf Holzbrettern absolvierte und Steigungen einstmals mühevoll im Seitgang bewältigte, wird bestätigen, daß die Schuppenbeläge der heute gängigen Langlaufskier ihrem Nutzer einen bedeutend angenehmeren Anstieg ermöglichen. Hinzu kommt, daß Kunststoffskier weitaus wartungsfreundlicher und pflegeleichter sind.

Sport ist für die meisten gleichbedeutend mit Spaß. Spaß an der Bewegung, am sportlichen Wettstreit, am Zusammentreffen mit anderen Menschen. Der Spaß hört aber auf, wenn der Sport zur Qual wird. Die Frage „Wo drückt der Schuh?“ sollte nicht mit schmerzverzerrtem Gesicht beantwortet werden. Die Zeiten, in denen schmerzende und schwitzende Füße zum Sport einfach dazugehörten, sind mittlerweile vergangen. Vaters Turnschuh aus kräftigem Segeltuch und mit schwerer Sohle ist „out“. Orthopäden und Ingenieure haben eine neue Generation von Sportschuhen entwickelt, die die drei wichtigsten Anforderungen führen, stützen, dämpfen - erfüllen.

Vielfalt in Funktion und Form

Mountainbike-Schuh
Mountainbike-Schuh "Niwot", Bundesrepublik Deutschland 1998, Polyurethan, TPU-Ester

Hochelastische Kunststoffe bilden die stoßabsorbierende Sohle vieler Sportschuhe; - verwindungssteife, aber leichte Kunststoffe übernehmen die Stützfunktion. Auf dieses eingesparte gewicht kann es aber beim Kampf um Punkte und Medaillen ankommen. Denn weniger Masse bedeutet weniger Energieaufwand. Das kann bei einem Marathonlauf oder einem Tennismatch entscheidend sein. Nicht nur Kondition und Tagesform sind für den Sportler wichtige Kriterien, sondern auch die Ausrüstung.

Durch unterschiedlichen Aufbau und schiedliche Härteeinstellungen einer Sportschuhsohle kann auf die spezifischen Anforderungen jeder Sportart eingegangen werden. So ist die Sohle eines Laufschuhs anders konzipiert als die eines Squashschuhs. Selbst bei Schuhen für ein- und dieselbe Sportart kann man heute nuancieren: Es gibt Tennisschuhe für Sand-, Bitumen-, Teppich-, Rasen- und Granulatplätze. Vorbei sind die Zeiten, in denen lediglich zwischen Indoor- und Outdoor-Modellen unterschieden wurde. Und was für die Funktion zutrifft, ist für die Optik schon lange kein Problem mehr. Modischer Chic läßt sich mit Hilfe von Kunststoffen eben vielfältiger und schneller realisieren.

Kunststoffe revolutionieren den Sport

Wegbereiter für den Siegeszug der Kunststoffe im Sport war der Hochleistungssport. Die Spitzenathleten erkannten als erste die Vorteile der neuen Werkstoffe - und setzten sie konsequent ein. Armin Hary erlief sich 1960 in Rom seine Goldmedaille noch auf einer Aschenbahn - heute laufen sogar schon Schulkinder auf Kunststoffbahnen. Bei den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki übersprang der Amerikaner Richards mit einem Bambusstab die Höhe von 4,55 Meter Sergej Bubka kommt mit einem kohlefaserverstärkten Kunststoffstab heute locker über sechs Meter. Bei den gleichen Spielen flog ein mit einer Metallspitze versehener Holzspeer 73,78 Meter weit, was dem Speerwerfer eine Goldmedaille einbrachte. Der heutige Weltrekord liegt bei 95 Metern - aufgestellt mit einem GFK Speer. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen, und immer würde es zum gleichen Ergebnis führen: Seitdem Sportkleidung und -geräte aus Kunststoff gefertigt werden, läßt sich eine zunehmende Verbesserung von Wettkampfergebnissen beobachten. Harald Schmid, Silbermedaillen-Gewinner über 400 Meter Hürden, fasst es in einem Satz zusammen: „Kunststoffe haben den Sport revolutioniert.“

© Kurt Stepping     2003