außergewöhnliche Objekte
Beschreibungen zu Objekten der Sammlung

Wer erinnert sich? Teil 7: Licht gegen Dämonen!
Die ersten Erinnerungen an Taschenlampen? Bei Manchem sind das sicher die Nachtwanderungen im Schullandheim. Je heller das Ding, desto besser! Dabei hätten selbst die stärksten Photonenwerfer aus den 1980er Jahren, dicke Brummer mit sechs dicken Monozellen und Halogen-„Birne“, gegen die handlichen 10.000-Lumen-LED-Lichtwerfer von heute in etwa dieselbe Chance wie Woody Allen gegen Mike Tyson im Boxring (gut, im Schach vielleicht anders herum).
Aber seit wann gibt es Taschenlampen eigentlich? Wann legten die ersten Leute ihre Kerzen zur Seite, um zu tragbaren elektrischen Lampen zu greifen? Das steht und fällt wohl mit der Erfindung geeigneter Batterien. Als deren „offizieller“ Erfinder gilt wohl der Engländer David Misell, der 1899 ein Patent auf eine Trockenbatterie anmeldete. In Deutschland gelang einem Mann namens Paul Schmidt aus Köthen derselbe Coup allerdings schon früher, 1896. Nur erst einmal ohne Patent.
Trotzdem galt der Name seiner Firma, „Daimon“, lange geradezu als Synonym für Batterien und Taschenlampen (der Name passt übrigens gut zu unseren Nachtwanderungen, denn er bedeutet tatsächlich so viel wie „Dämon“). Apropos Namen: Witzigerweise kam eine in den 1930ern erfundene, handliche Stablampe desselben Herstellers unter dem Namen „Handy“ in die Läden. Alles Gute kommt eben wieder.
OK. Leider waren auch die ersten Batterien damals noch weit von denen entfernt, die wir heute kennen. Also sah man sich nach anderen Energiequellen um. Zum Beispiel in Form von Dynamos, die sich natürlich gut mit Akkus kombinieren ließen.
Eine dieser Dynamo-Lampen hat natürlich auch das Deutsche Kunststoff-Museum (Link: @Deutsches Kunststoff Museum) unter seinen Fittichen: Das Produkt der Firma „Gebrüder Schmidt, Zella-Mehlis“ aus dem Jahr 1940 besteht typisch für die Zeit aus einem gepressten Duroplasten in wunderbarer Anno Tobak-Edelholzoptik, möglicherweise Bakelit®.
70 Hebeldrücke pro Minute reichten, dass einem ein Licht aufging. Wer schneller zudrückte, lief allerdings Gefahr, dass ihm die Lampe durchbrannte.
Mehr über dieses wunderbare Stück tragbarer Technik, mit dem vielleicht unsere Urgroßeltern als junge Menschen ihre Angst vor der Dunkelheit überwunden haben, findet sich auf der Webseite des Museums der Stadt Zella-Mehlis, von der auch einige Infos zu diesem Artikelchen stammen (https://museum.gumv.de/?&realblog_id=261). Viel Spaß beim Stöbern!

Wer erinnert sich, Teil 6: Raketen für die Wollmaus-Jagd
Über Staubsauger könnte man ganze Artikel schreiben. Hab ich (Dr. Stefan Albus) sogar mal 😉 Die ersten waren riesige Maschinen, die mit Pferden zu den herrschaftlichen Häusern gezogen werden mussten, die sich diesen Service leisten konnten. Der Rest musste halt zu Staubwedeln greifen.
Irgendwann kamen dann mobilere Geräte. Gut, die waren immer noch groß wie Tiefkühltruhen und schwer wie eine Atombombe, da aus Blech und Eisen zusammengenietet. Aber Anfang des Jahrhunderts wurden diese Staub-Jäger dann endlich auch für Normalos erschwinglich. Und leichter - dank Kunststoff!
Wie dieses bildschöne Gerät aus dem Jahr 1929, hergestellt von der Presswerk AG – Progress, Mauz & Pfeiffer Elektro-Apparatebau KG (PAG). Und zwar aus vergleichsweise leichtem Phenoplast. Das Gerät trug übrigens das Qualitäts-Siegel des RDH, des „Reichsverband Deutscher Hausfrauen“. Da konnte nichts schiefgehen!
Erstaunlich ist der Zustand des gepressten Kunststoffs; die Räder aus Naturkautschuk und der Leder-Henkel haben über die vergangenen (fast) hundert Jahre deutlich mehr gelitten. Weshalb diesem Gerät Ausstellungen wohl erst einmal ein paar Jahre erspart bleiben – die Erhaltung von Kulturgütern aus Kunststoff ist schwieriger als Mancher ahnt.
Noch erstaunlicher ist aber, wie sich das Design der Staubsauger in den vergangenen Jahrzehnten geändert hat. Mein Vater hatte in seinem Hobbykeller lange ein extrem lautes Teil aus schwerem Stahlblech, in dessen Nase man noch ein Metallrohr stecken musste. Das Stromkabel wickelte man von Hand auf.
Verglichen mit dem heutigen Raumstation-Design wirkte das wie ein Ford Model T neben einem Tesla.
Erinnert Ihr Euch noch an die Staubsauger, mit denen ihr oder Eure Großeltern in den vergangenen zwanzig, dreißig, fünfzig Jahren auf die Jagd nach Wollmäusen gegangen seid?

Wer erinnert sich? Teil 5: Straßenkreuzer für die Küche!
Es gibt Dinge, die kann man kaum besser machen. Das gilt nicht nur für Hightech-Produkte wie unsere heutigen Handys, die sich von Generation zu Generation nur noch in Details unterscheiden. Jedenfalls schafft keins bei Erscheinen mehr den famosen Hype um das iPhone.
Sondern das gilt natürlich erst recht für klassische Haushaltsgeräte, die eigentlich nur eines können müssen. Das aber recht gut.
Wie unser heutiges Beispiel aus unserer Schatzkammer der Kunststoff-Kultur der vergangenen Jahrhunderte: Es handelt sich um einen elektrischen Mixer der „Rowenta Werke GmbH“. Das Gerät sieht fast aus wie die, die wir heute in den Ladenregalen sehen. Zumindest an der Technik hat sich nichts geändert: Motor, Griff, doppelter Rührbesen oder Knethaken, fertig. Dabei ist das Gerät um die 60 Jahre alt. Es wurde von 1955 bis 1965 in Offenbach produziert.
Der Mixer besteht vermutlich (außer aus Metall natürlich) aus PVC, möglicherweise auch aus Polyamid, und einem Elastomer (in Form von Gummipolstern um den Rührbesenanschluss). Ob es sich dabei um schnöden Naturkautschuk oder schon ein modernes, lebensmittelechtes Spezialelastomer handelt? Steht leider, wie bei vielen Objekten aus Kunststoff, nicht dran und müsste umständlich ermittelt werden.
EPDM jedenfalls, der Gummirohstoff, den man heute für derlei Zwecke einsetzt, ging erst in den 1960ern allmählich in Produktion. Wahrscheinlich war dieser Mixer dafür noch zu früh dran.
Der Kenner erkennt übrigens sofort, dass das Exponat nicht von heute stammt. Denn die schicken Anklänge an Stromlinienform und Autodesign sind typisch für die damalige Zeit. Wenn man schon einen Käfer an Stelle eines Straßenkreuzers in der Garage hatte, sollten wenigstens die Haushaltsgeräte schneidig aussehen.
Der Regler für die Rührgeschwindigkeit saß bei diesem Gerät übrigens auf der linken Seite, was das Teil Linkshändern nicht eben zum Herzensfreund machte. Das kriegt man heute besser hin.
Habt Ihr auch noch alte Geräte zuhause, die an Autos, Raumfahrzeuge oder Ufos erinnern?

Wer erinnert sich, Teil 4:
Wenn man über museumsreife Kunststoffe spricht, darf man natürlich eins nicht außen vor lassen: Kleidung.
Damit sind nicht die weißen Plastik-Uniformen der Star Wars-Stormtrooper gemeint, die 1978 über unsere Leinwände marschierten. Sondern ganz normale Dinge, zum Beispiel Hemden aus sogenanntem „Acryl“.
Boomer dürften sich noch mit Schrecken an diese Kleidungsstücke mit ihren riesigen Krägen erinnern, oft grellbunt und meist getragen von Leuten, die nicht selten auch ein Brusthaartoupet und fette Pilotenbrillen ihr Eigen nannten.
Damals waren diese „Acryl“-Kleidungsstücke, um es vorsichtig auszudrücken, leider noch nicht eben atmungsaktiv und damit eine schweißtreibende Sache. Mittlerweile sollen sie diesen Malus ja weitgehend abgelegt haben.
Was leider nicht für diesen Regenmantel (samt Kopftuch) aus PVC-Folie (Polyvinylchlorid) gilt, der mit seinem schicken Leopardenmuster irgendwann zwischen 1960 und 1970 en vogue war und irgendwann in unserem Magazin gelandet ist.
Da konnte man sich noch aussuchen, ob man lieber vom Regen nass wurde oder unter der Folie schwitzte.
Die atmungsaktiven, mikroporöse PTFE-Folien, die wir heute in unseren dampfdurchlässigen, aber wasserdichten Outdoorjacken schätzen, wurden erst Ende der 1970er erfunden und fanden auch erst 1976 in den Kleidungsmarkt.
Egal. PVC ist übrigens auch aus konservatorischer Sicht ein schwieriges Material, das nur schwer für die kommenden Jahrzehnte fit zu halten ist. Das Problem sind dabei keine Motten, sondern die Weichmacher darin, denn PVC ist eigentlich spröde wie Glas. Aber das ist ein anderes Thema.
Habt Ihr auch noch Klamotten aus dieser Zeit im Schrank – vielleicht in der Hoffnung, dass die irgendwann „wiederkommen“?

Wer erinnert sich? Teil 3
So vertraut und doch so weit weg … das könnte man denken bei dieser Phono-Kombination aus dem Jahr 1970. Im optimistisch-schnörkellosen Design auf den Markt gebracht von der Braun AG. Und nicht umsonst getauft auf den Namen „Cockpit“. Da denkt man doch sofort an Pilotenbrillen und enge Polyesterhemden!
Gestaltet wurde dieses Gerät vom berühmten Designer Dieter Rams, dessen Impact bis in die 2000er Jahre, zum Teil sogar bis heute, fortwirkt – so fühlten sich zum Beispiel manche Besitzer der ersten Ipods an Rams Handschrift erinnert. Zweckmäßig und doch irgendwie „schön“.
Aber was ist eigentlich eine „Phono-Kombination“ – hier realisiert in einem Gehäuse aus Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS) und einem transparenten Deckel aus Polymethylmethacrylat (PMMA, gerne auch Acryl- oder „Plexiglas“ genannt)?
Ganz einfach: Ein Zwitter aus Plattenspieler und Radio. Später kam dann oft noch ein Cassettenrecorder dazu.
„Platten“ sind übrigens diese schwarzen Scheiben, auf denen bis etwa in die 1980er Jahre analoge Musik gespeichert wurde. Sie waren der Vorläufer der CD, die wiederum Vorläufer der heutigen Musik-Downloads waren, liebe jüngere Leser.
Damit die „Platten“ beim Abspielen nicht staubig wurden und man trotzdem sehen konnte, was sich da tat, hatte man den durchsichtigen Deckel. Überhaupt: Einer Platte beim Drehen zuzusehen, das hatte schon etwas beruhigendes … Außerdem gab es Bands, die bunte Platten herausbrachten, manche sogar mit einem Motiv.
Wie dem auch sei: Wer die uralten, barocken Kommoden kennt, in denen unsere (Ur-) Großeltern früher noch ihren Plattenspieler und ihr Röhrenradio versteckten, der weiß, wie ungeheuer modern dieser Rams-Entwurf damals war – und wie sehr er die Leute damals geschockt (und begeistert) haben muss.
Wer kennt noch diese alten Musik-Schränke von Anno Tobak – oder hat gar noch einen im Keller stehen? Und wer hätte seinen gerne zurück, nachdem er ihn zugunsten einer dieser Phono-Kombinationen in den Sperrmüll gegeben hat?
Wer hat überhaupt noch einen Plattenspieler?

Wer erinnert sich, Teil 2
An dieses Objekt dürften sich vermutlich nur noch wenige von Euch erinnern. Zugegeben, es sieht aus wie ein antikes Lichtschwert, ist aber ein: Haartrockner! Wer weiß, vielleicht hat Eure Großmutter so ein Ding ja einmal benutzt.
Im Volksmund hieß dieser von den Siemens-Schuckertwerken unter dem Namen „Edi“ vermarktete Fön übrigens „Stafettenstab“ (Lichtschwerter kennt die Welt erst seit 1978).
Der Stafettenstab wurde von 1935 bis sage und schreibe 1967 ohne wesentliche Änderungen produziert! Heute kaum noch vorstellbar, dass ein Produkt so lange ohne Überarbeitung im Regal liegt.
Unser Exponat stammt aus dem Jahr 1955. Es soll allerdings noch eine Version in braunschwarz gegeben haben.
Den Entwurf haben wir vermutlich der „Siemens Gruppe für Formberatung“ zu verdanken; beim Werkstoff handelt es sich noch um einen Duroplasten („Phenoplast“-Pressteil?) mit einer wunderbaren, fast natürlich anmutenden Maserung. Man denkt unweigerlich an Mahagony oder Wurzelholz.
Obwohl sie also aus Kunststoff bestanden, war damit jedes Exemplar praktisch ein Unikat.
Wer kennt heute ein Produkt, das ähnlich lange auf dem Markt war?

Wer erinnert sich? Teil 1
Wir als Deutsches Kunststoff Museum werden hier in loser Folge immer mal wieder ein paar der schönsten Objekte aus unserer Sammlung zeigen.
Denn Kunststoffe – oder Produkte aus dieser Werkstofffamilie – haben unseren Alltag über Jahrzehnte, wenn nicht über ein Jahrhundert hinweg geprägt. Für Designer war das Aufkommen der Polymerwerkstoffe in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts ein Befreiungsschlag – mit „Plastik“ gingen endlich Dinge, die mit traditionellen Materialien nicht möglich waren.
Bei über 20.000 Exponaten in unserer Sammlung ist garantiert auch das eine oder andere Stück dabei, das Euch vielleicht in Eurer Kindheit oder Jugend begleitet hat.
Wir fangen an mit diesem Radio von Panasonic, „Toot-a-Loop“ aus dem Jahr 1969. Das Gehäuse wurde per Spritzguss hergestellt und ist aus Polystyrol.
Das runde, fast biomorphe Design und die helle, freundliche Farbgebung sind geradezu typisch für die optimistische Zeit damals.
Wer von Euch hatte dieses Radio (oder ähnliche Produkte) bei sich zu Hause? Oder erinnert sich an ähnliche Begleiter aus Kunststoff, die sein Leben mit geprägt haben?